Raabenwolle

Erhard Sickinger sen.+jun. „Esther“

Dieses Logo hat mich einige Aufregung versetzt, als ich ein Sickinger Spinnrad, gebaut in Australien, auf einer deutschen Kleinanzeigenplattform gesehen habe. Ein -bis dahin für mich noch namenloses- „Bockrad“, aus Edelholz, innen am Rad „Holz der wilden Zitrone“, mit runder Bodenplatte, drei Standfüßen, Einzeltritt und zweifädig betrieben. Der Spinnkopf unverkennbar nach „Sickinger Bauart“. Dachte ich doch immer, die Räder von Herrn Konrad Sickinger seien in Deutschland hergestellt worden. (Klickt hier, um mehr über die Räder von Herrn Konrad Sickinger zu erfahren.)  Was war also die Geschichte hinter diesem schönen Rad mit dem runden Logostempel, das jedoch in Australien hergestellt wurde?

Die Geschichte der australischen Sickinger Spinnräder lässt sich gut im Netz erforschen, wie ich festgestellt habe. Und der -unter dem Hauptbrett angebrachte- Stempel, welcher den Herstellungsort als „Coffs Harbor, N.S.W, Australien“ ausweist, brachte mich letztlich auf die richtige Spur.

Auf einem schwarzweißen Foto welches ich auf -> coffs.recollect.net.au<-  gefunden habe, seht man Herrn

Tja, und wenn man erst mal sucht, findet man auch noch mehr…logisch.

 

Auf der Seite -> australianspinningwheels.blogspot.com <- findet man die Info, dass Erhard Sickinger im Schwarzwald geboren wurde, wo zwei (!) seiner Brüder ebenfalls Spinnradhersteller gewesen seinen. Er stellte Bockräder in New South Wales, Australien, von 1970 an her. Später übernahm sein Sohn, Erhard jun. das Geschäft. Die Sickinger Räder hätten sich am traditionellen Design des Schwarzwaldes orientiert und wären nach Nord Amerika, England und Deutschland exportiert worden.

Ein Bockrad hätte den Namen „Esther“ erhalten – so hätte die Frau von Herrn Sickinger (vermutlich des Vaters) geheißen. Es sei vermutlich aus „Dark Wattle and Lemonwood“ (Dunklem Flechtwerk (?) und Zitronenbaumholz) gemacht worden und hatte kleine gedrechselte Elemente im Schwungrad gehabt, welche jeweils zwischen den seben Speichen angebracht worden waren.

Auf einem anderen Foto ist ein zweites, etwas helleres, Bockrad zu sehen, welches „Gretel“ genannt wurde und der „Esther“ sehr ähnlich gesehen hat, jedoch aus „Coachwood“ (Kutschenholz) gewesen sei. Dieses Rad soll Herr Sickinger an eine Frau namens Mabel Ross gegeben haben. Und sie hat das Bockrad in ihrer „Encyclopedia of Hand Spinning“, Seite 189, abgebildet.

PS:
Eine kuriose Anmerkung noch zum Schluss… mein Onkel hieß übrigens auch Erhard – und sein Sohn, mein Cousin, erwählte sich später denselben Vornamen. Das scheint eine gute Tradition zu sein – nicht nur im Schwarzwald. Meine Großmutter, die Mutter meines Onkels, hieß Margarete. Im schlesischen Dialekt wurde sie kurz „Grete“ oder auch „Gretel“ genannt…  Leute, ich glaube, ich muss mal unbedingt nach Australien und so ein Rad zu fassen / spinnen kriegen. Auf jeden Fall werde ich mal weiter forschen und Euch berichten, was ich sonst noch in Erfahrung bringen konnte.