Raabenwolle

Wenekinck „Delft“ & Hako „Sachsen“

Diese Räder sehen sich unglaublich ähnlich – kein Wunder, denn die Firma Hako übernahm offensichtlich den Entwurf und die Produktion des Herstellers Richard Wernekinck (Holland) nachdem dieser die Spinnradproduktion einstellte. (So zumindest wird es in Spinner*innen-Kreisen erzählt. Einen Beweis habe ich allerdings dafür noch nicht gefunden.) Die Hako-Räder wurden dann später als Bausatz per Versandhandel angeboten – soweit ich weiß, auch über die bekannte Frauenzeitschrift „Brigitte“, welche damals u.a. führend in der Herausgabe von Schnittmustern und ähnlichem war.

Die Unterschiede fielen mir erst auf, als ein Freund von mir ein Hako „Sachsen“ kaufte, weil er Ersatzteile für sein Wernekinck „Delft“ brauchte. Irrtümlich hatte er gedacht, ein zweites „Delft“ erstanden zu haben – die mitgelieferten Unterlagen brachten dann aber Licht ins Dunkel. Da es immer wieder zu Verwechslungen kommt, möchte ich hier beide Räder optisch nebeneinander zeigen. Das Hako „Sachsen“ hat an den gedrechselten Elementen (den acht Radspeichen, den drei Standbeinen und den beiden Standhölzern der Achse) immer drei gedrechselte Rillen eingearbeitet. Das „Delft“ weist an ebendiesen teilen immer nur zwei auf. Zusätzlich hat das „Sachsen“ noch am Querholz, welches das Trittbrett trägt, drei Rillen – hier hat das „Delft“ nur eine einzige.

Das Branding dieser Räder scheint immer nur an dem Holzteil angebracht worden zu sein, welches die Spinnöffnung bzw. den Flyer trägt. Beim „Delft“ sind mir bisher zwei Logovarianten bekannt: per Holzbrand eingebrannt und per Aufkleber markiert. Das „Sachsen“ habe ich bisher nur mit einem goldenen Etikett mit schwarzer Schrift beklebt gesehen. Wobei ich denke, auch diese beiden Hersteller haben erst später angefangen, Ihre Räder zu markieren: auch Ashford und andere Herstellen haben hat damit erst in den 1980er Jahren angefangen. Zumal online so viele Räder „nackig“ angeboten werden, dass ich nicht recht glauben kann, dass bei allen das Etikett fehlt. Ich vermute, das der Holzbrand (historisch gesehen) zuerst für kleine Auflagen der Räder benutzt wurde und erst später der Etikettendruck im Siebdruckverfahren benutzt wurde. Brandzeichen sind anfälliger für Fehlproduktionen: ein Etikett, welches nicht gerade aufgeklebt wurde, lässt sich entfernen und durch ein neues ersetzen. Und die Produktion von Etiketten via Siebruck und die Formgebung (abgerundete Ecken) der Folien durch eine Bandstanzform lohnen sich wiederum erst bei hohen Produktionsauflagen…was entsprechende Verkaufszahlen des Herstellers voraussetzt.

Von der Funktionsweise und vom Spinnverhalten sind sie identisch – beide „Bockräder“ sind schwer gebaut, robust, stabil und gute „Arbeitstiere“, die jedem Anfänger gute Dienste tun werden. Für feinere Arbeiten und versponnene Kapriolen würde ich dann jedoch noch ein weiteres Rad anschaffen. Wie heißt es in Spinnkreisen so schön? „Spinnräder sind Herdentiere“. Soll heißen: ein Rad wohnt selten allein.

links im Bild: das dunklere Hako „Sachsen“
rechts im Bild: das hellere Wernekinck „Delft“-

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Übrigens gibt es noch zwei Räder, welche den beiden hier vorgestellten zum Verwechseln ähnlich sehen… lest hier also meinen Nachtrag:

Weitere „Zwillinge“ gesichtet: Varpapuu „Trude“ und Rens+Smits „Nr 600001“ !