Raabenwolle

Unbekannter Hersteller „Eichenbockrad“

Dieses Spinnrad hat mir die liebe Birgit anvertraut: es wurde ursprünglich von Ihrer Urgroßmutter gesponnen, die in Castop-Rauxel, OT. Habighorst, Lessingstraße 5, lebte. Antonia Rupieper, geborene David, wurde um 1890 geboren und war später mit einem Mann verheiratet, der im Kohlebergbau arbeitete. Im zweiten Weltkrieg hielten die beiden Schafe, und zu dieser Zeit war das Spinnrad bereits im Familienbesitz und wurde benutzt, um Schafwolle (für Socken) zu spinnen. Das Rad blieb bis heute in der Familie und kam über Großmutter und Mutter zu Birgt, die es mir im August 2024 zum komplett Überholen und Reparieren gab. 

Das dunkle Eichenbockrad wurde seit dem Tod der Uroma nicht mehr gesponnen und stand ungenutzt herum… wohl auch zeitweise auf dem Dachboden. (Das ist immer ein unglücklicher Aufbewahrungsort: das Holz leidet im Sommer sehr unter der Hitze und im Winter unter den trockenen Kälte. Zwischen den Jahreszeiten ist es zwar moderat warm und feucht, aber das rettet viele Räder nicht: das Holz wird trocken und spröde, es verzieht sich und der Leim hält nicht mehr zusammen, was mal fest gepresst war. Besonders die Schwungräder gehen dann gern auseinander oder verlieren zumindest die äußeren Hölzer.) 

Das Spinnrad war in schlechtem Zustand: trockenes Holz, sehr rostige Metallteile, sprödes Leder. Alles staubig, mit Fliegenkot, das Holz regelrecht dreckig. Der Spinnflügel zweifach gebrochen, der Knecht ohne Verbindung, ohne Antriebsschnur und das Schwungrad war komplett aus dem Leim gegangen. Doch keine Holzwurmlöcher, die Standhölzer noch fest sitzend im Hauptbrett, die wichtigsten Teile soweit alle da. Okay, insgesamt ist das dennoch eine gute Basis.

Zunächst baute ich alles auseinander, was sich demontieren ließ oder sich von selbst löste. Das ganze Holz habe ich abgewaschen, getrocknet, Fliegendreck und Farbreste entfernt. De Metalltele entrostet, fein geschliffen und gefettet. Alte Öl- und Schmierreste entfernt und durch neues Lagerfett ersetzt. Das Schwungrad von alten Kleberesten entfernt, alles geleimt und geschliffen. Den Spinnflügel geleimt und de Haken entrostet. Dann das ganze Rad zweimal lasiert und matt poliert. Den Riemen ersetzt, Leder ausgetauscht, die Knechtverbindung wieder gerichtet.

Insgesamt fast 5 Stunden Arbeit haben sich jedenfalls sehr gelohnt: das kleine Bockrad schnurrt wieder und ich hoffe sehr, dass es Birgt und Ihren Kindern noch lange Freude bereitet; so kann die Erinnerung an die Urgroßmutter lebendig bleiben.

Und irgendwann, liebe Birgt, kannst Du darauf auch spinnen: das wird ein magischer Moment!

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Hersteller: Unbekannt
Herkunft:   erstmals erwähnt um 1940, Region Castrop-Rauxel, Deutschland  

Antrieb:                                  zweifädig, Einzeltritt
Schwungraddurchmesser: 33 cm
Achse:                                     geschmiedet, mit dreieckigen Holzkeilen festgeklemmt

Abmessungen:                      88 H x 44 B x 38 T
Gewicht:                                 4,6 kg
Holz:                                       ? Eiche ?
Farben:                                  Naturholz, dunkel gebeizt / später klar lasiert & gewachst

Spulenlager:                         Leder
Spulenkapazität:                 ca. 80-100 Gramm

Es fehlt eine Spulen – und mutmaßlich das Zubehör, die Wollhaspel.
Gebaut vermutlich zwischen 1900 und 1939.