Gestern rief mich vormittags eine Bekannte an, welche neben der Streuobstwiese wohnt: sie hatte mehrfach unerklärlich lautstarkes und anhaltendes Blöken der Schafe gehört. Normalerweise sind meine Schafe eher still -nur die Ziegen meckern des Öfteren einmal- daher fuhr ich außer der Reihe hin, um nachzuschauen. Zunächst dachte ich, es läge am fast leeren Wassertrog – doch das war es nicht, denn als ich ihn aufgefüllt hatte, kamen weder die Schafe noch die Ziegen zum Trinken.
*hmmm*, komisch. Dann habe ich mir meine Pappenheimer mal genauer angesehen. Und als mir „Mafalda“ den Kopf zu wandte, konnte ich den riesigen Fleck an ihrem Kopf zunächst gar nicht so schnell erklären. Bis ich dann realisierte, dass er voll von getrocknetem Blut war. Was für eine Schrecksekunde!
„Mafalda“ hatte sich beide Hörnchen (die zugegebenermaßen recht weich und „lätschig“(*) waren) bis auf einen Stummel abgerissen… oder sogar abgebrochen? Vielleicht beim spielerischen Boxkampf mit Ihren Geschwistern? Oder war sie (ganz wie Mama „Frollein Zwolinski“) irgendwo im Zaun hängen geblieben?
Nun, jedenfalls habe ich mir meinen Sohn zur Verstärkung geholt: er hat mir geholfen, die wilde kleine Lady einzufangen und sie fest gehalten, während ich mir die Bescherung genauer angesehen habe. Meine Befürchtung, dass sich unter der Dreckkruste schon Fliegeneier finden würden, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Alles war glatt und sauber – aber die Hornstummel, die jetzt frei liegen sind so gut durchblutet, das sie gleich wieder anfingen, zu bluten. Also habe ich reichlich Blauspray zur Wunddesinfektion benutzt und ab sofort ist tägliche Kontrolle der wilden Lady angesagt.
Jetzt hoffe ich, dass die Stummel aufhören zu bluten -vielleicht trocknen die Kapillaren, die Blut führen, dauerhaft ein oder so etwas in der Richtung?- und dass anschließend, wenn die Kruste abfällt, sich diese dann dauerhaft geschlossen haben. Ich werde mal den Tierarzt fragen … und Euch dann berichten.
Eine Kontrolle des Zaunes blieb übrigens Ergebnislos. Keine Spuren eines Hängenbleibens zu erkennen, kein verbogener Draht, keine aufgetretene Erde, gar nichts. Also wird es wohl ein Zweikampf gewesen sein, denke ich mir. Zumal beide Hörnchen gleichzeitig weg sind. Nur gut, dass ich schon in 14 Tagen die Jungböcke von den Müttern trennen werde: dann sollte Ruhe einkehren. Aber zur Sicherheit habe ich auch gleich noch den anderen Lämmern die Hörnchen soweit gestutzt, dass die lappigen Enden nun nirgends mehr hängen bleiben können – sicher ist sicher.
(*) lätschig = ein schlesisches Wort, welches meine Großmutter oft gebrauchte. Sie benutzte es für alles, was lappig, schlapp und nicht standfest war.
Welkes Gemüse, Gummi-Möhrchen oder kraftloses Schnittlauch verdienten sich schnell dieses Wort. Und gleich einen prüfenden „ich-glaube-das-muss-weg“-Blick dazu.
"Lätschig" ist ja ein großartiges Wort -und so passend ;-) Lass uns wenn ich gleich wieder da bin mal wieder gemeinsam auf die Wiese... das haben wir letztens gar nicht gemacht. So ein Blauhörnchen ist ja was ganz ungewöhnliches unter den Skudden ... Liebste Berlingrüße