Heute Morgen war ich recht früh auf der Weide – zum Glück. Denn „det Frollein“(*) hatte sich in arge Schwierigkeiten gebracht: sie hing mal wieder im Zaun fest. Diesmal hatte sie es geschafft, sich gleich zweimal im Zaun zu verschlingen. Der Boden unter ihren Füßen war schon recht matschig-braun getreten – keine Spur mehr vom Schnee- so dass ich vermuten muss, sie hing schon länger fest. Die Stromlitze schien sie nicht abgehalten zu haben, ihr Glück hinter dem Zaun zu versuchen.
Und glücklicherweise bekam sie in diesem elenden Zustand auch keine Stromschläge ab – ich habe schon oft gehört, dass Schafe nur eine kurze Zeit überleben, wenn sie sich in Elektrolitze verheddern oder in Elektronetzen hängen bleiben. Besonders ganz junge Skudden können das offensichtlich gar nicht gut vertragen …
Nun, jedenfalls ist es Zeit, meine Meinung über dieses Schaf zu revidieren:
-> sie ist nicht nur extrem neugierig. nein. nada. niente.
-> sie ist auch extrem verfressen! Sonst hätte sie sich nicht ausgerechnet an dieser Stelle im Zaun verfangen, wo eigentlich wenig Leckeres und Grünes dahinter lockt …
-> sie ist wirklich hart im Nehmen. Trotz Stromlitze den Kopf durch den Zaun gesteckt. Gleich zweimal.
-> und dann steckt sie fest. Aber: kein Blöken, kein Jammern. Sie steht einfach nur da und hält recht still, bis jemand kommt.
-> sie ist schlau und weiß: allein komme ich da nicht wieder raus. Herumzerren tut nur weh. Ich muss Kräfte sparen. Und warten, bis jemand kommt. Jammen nutzt nichts.
Tja, ich glaube, sie ist zwar neugierig, aber auch seeehr schlau. Was für ein tolles Schaf ich da habe! Gutes Tier! Ganz tief in mir drin hoffe ich nur, sie überlebt langfristig Ihre Neugier …
(*) Mein Mann machte mich eben darauf aufmerksam, dass ich „Frollein“ nicht korrekt geschrieben hätte. Leider musste ich ihm sagen, das ich hier das Fräulein absichtlich durch das „Frollein“ ersetzt habe – wenn ich „det Frollein Zwolinski“ denke, klingt es in meinen Ohren immer nach Berliner Mundart.
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