Langsam kehrt meine Kreativität zurück… nach dem Tod meiner Mutter war so viel zu erledigen – und so viel zu (be)denken gewesen, das wenig Raum für Anderes und auch für Andere da war. Doch nun möchte ich wieder schöne Dinge tun – es ist mir einfach ein echtes Bedürfnis.
Ein paar alte Spinnräder „laufen“ mir ab und zu „zu“: die Handspinner unter Euch werden wissen, was ich damit meine. Alle anderen werden verstehen, wenn ich sage, dass ein Hobby unweigerlich auch eine (An-)Sammlung von artverwandten Gegenständen mit sich bringt. Irgendjemand bringt Dir spontan etwas vorbei, womit er nichts (mehr) anfangen kann – und von dem er hofft, dass Du es wertzuschätzen weißt und es benutzen wirst. Sei es nun Strickwolle, Marmeladengläser, Bücher oder Geschirr… oder, wie in meinem Fall, Spinnzubehör oder sogar ganze Spinnräder.
Und obwohl ich immer versuche, die alten Schätze zu reparieren und in spinnende Hände weiter zu vermitteln, muss ich gestehen, dass es manchmal unrettbare Fälle gibt. So kaputt, das die Hälfte fehlt – oder zumindest die wichtigsten Teile. Oder dass der Holzwurm sich schon zu lange wohl gefühlt und sich sattgefressen hat… und selbst im letzteren Fall fällt es mir schwer, diese Räder den Feuertod im Ofen sterben zu lassen. Meist enden diese alten Schätze noch als Deko – oder, wenn gar nichts mehr geht, baue ich sie auseinander und hebe einige Teile als potenzielle Ersatzteile auf.
Die liebevoll gedrechselten und geschnitzten Spinnradstreben, welche ihr auf dem Foto seht, hatten es mir lange schon angetan. Sie sind so hübsch gearbeitet und liegen wunderbar in der Hand – es wäre eine Schande gewesen, sie nicht weiter zu verwenden. Nach gut zwei Jahren habe ich die Teile des über 120 Jahre alten Rades aus Ebenholz (!) in Einzugshaken umgewandelt. Da bestand kein Zweifel: so hartes, schwarzes Holz kann nur Ebenholz (*) sein! Mit Silber- und Goldfarbe optisch wirkungsvoll abgesetzt und frisch lasiert, strahlen sie nun im Licht um die Wette.
Hoffentlich „adoptiert“ sie eine spinnende Hand – ich will sie jedenfalls auf dem „Sulinger Wollefest“ anbieten. Und sonst bleiben sie eben einfach noch ein wenig bei mir…
„Die will bestimmt niemand“, sagt ein Spinnteufel, der auf meiner Schulter sitzt… „die alten Dinger“. „Ist doch super“, sagt der Spinnengel auf der anderen Seite in mein Ohr: „die willst Du doch eigentlich gar nicht wirklich hergeben.“ Stimmt, denke ich. Bestimmt vergesse ich, sie auszupacken und am Stand zu zeigen…
(*) Heute wird mit „Ebenholz“ das schwarze Kernholz der in Indien und Sri Lanka beheimateten Baumgattung „Diospyros“ bezeichnet. Biblisch ist damit allerdings ein vergleichbares Holz gemeint, das von Nubien aus exportiert wurde: das Holz des afrikanischen Grenadill-Baumes („Dalbergia melanoxylon“), welcher aus der Familie der Hülsenfrüchtler stammt und in den trockenen Gebieten am südlichen Rand der Sahara wächst. Mit Ebenholz wurden / werden auch andere Holzarten bezeichnet, die nicht der Gattung „Diospyros“ angehören. So gibt es u.a. auch deutsches Ebenholz, was von Eiben oder dem Gemeinem Goldregen stammt.
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