Manchmal „kommen“ alte Spinnräder und Wollhaspeln zu mir … praktisch ganz von allein 😉 In diesem Fall über eine Bekannte, die seit kurzem in unserem Spinnkreis dabei ist und mir eine „Arm amputierte“ Mühlenhaspel mitbrachte. Ein echt großes, stabiles Stück, mit Rundenzähler und noch gut erhalten. Immerhin hat die Lady schon gute 150 Jahre auf dem Buckel. Wenn ich mit Hundertfünfzig auch noch so fit bin, dass ich ganz gut funktioniere, will ich nicht mal nicht meckern.
Okay, das gute Stück lohnt einen Versuch, dachte ich mir heute und habe die Haspel in den Bastelkeller gebracht. Lesebrille auf, Werkbanklicht an und genauer hingeschaut. Na klasse, dachte ich mir, wie ich es liebe, wenn Leute Holz mit Heißkleber zu kleben / zu stabilisieren / zu reparieren versuchen. Mein Lehrmeister nannte das gern „kaputtpfuschen“ – und „verschlimmbessern“ mein Altgeselle.
Es blieb mir also zunächst nichts anderes übrig, als erst einmal die Klebereste abzukratzen und das genaue Ausmaß des Schadens anzusehen. Der Zapfen, welcher den Haspelarm mit dem runden Mittelteil verband, war unrettbar angebrochen. In der Bohrung des „Armes“ fehlte Material … kurzentschlossen habe ich also den Zapfenrest abgesägt und ein neues Loch für einen dickeren Holzzapfen eingebohrt. Schön tief rein, schön langer Zapfen, versteht sich. Dann eine Tiefenmarkierung an dem Zapfen angebracht und den Arm in der sich ergebenden Tiefe neu aufgebohrt.
Das war recht einfach – aber es fehlte um den mit Holzleim eingesetzten Zapfen jede Menge Holz. Da habe ich mich an einen Trick erinnert, den ich mir in der Tischlerwerkstatt meines Schwiegervaters abgeschaut habe: nämlich das Sägemehl aus den Bohrungen mit etwas Holzleim zu einer dicken Masse zu verarbeiten – um mit dieser dann den Materialverlust auszugleichen. Das hat unter Zuhilfenahme eines kleinen Spachtels ganz hervorragend geklappt!
Wenn das mein Schwiegervater Günther Hoffmann hätte sehen können. Aber vielleicht hat er das ja sogar?! ..wer weiß das schon – ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen.
Wie sagte Sir Peter Ustinov so schön? „Der Körper ist ein Mietwagen, den man irgendwann abgeben muss. Nichts spricht dagegen, dass der Fahrer bleibt. Aber es spricht auch nichts dafür.“
Vielleicht erfahren wir, die noch hier sind, es irgendwann einmal – bis dahin gehe ich davon aus, das es genauso dunkel ist wie vor meiner Geburt. Aber es wäre schon schön, wenn es anders wäre…
Dann blieb mir nur, den Holzleim noch in das Bohrloch der Mittelscheibe der Mühlenhaspel zu geben und mit einem Holzhammer den Arm auf den neuen Zapfen einzupassen. Die guten Holzzwingen von Günther tun auch hier einmal mehr sehr gute Dienste. (Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie sehr ich gutes, auch altes und besonders gepflegtes Werkzeug schätze und liebe?)
Und Morgen mache ich dann den ultimativen Funktionstest. Aber das sollte gut halten! Gelernt ist eben gelernt.
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