Im November fangen meine Böcke an, extrem gut nach Schafbock zu riechen – und sie bekommen richtige Ramsnasen. Das bedeutet, das ihnen zwar sprichwörtlich nicht „der Kamm schwillt“ sondern in diesem Fall der Nasenrücken. Die Haut dort wird stark durchblutet, schwillt an und wirft kleine Falten. Und „Nano“ und „Albert“, die sonst ziemlich beste Freunde sind, erproben ihre Stärken. Meine Jungs testen auf Widder-Art aus, wer der Stärkere ist: sie stellen sich Kopf-an-Kopf auf, treten dann zehn Schritte zurück und senken die schön gewundenen Schneckenhörner. Dann stürmen sie mit voller Kraft aufeinander zu und lassen die Schädeldecken aneinander knallen. Immer und immer wieder.
Meine Nachbarn beobachten das winterliche Spektakel immer wieder mit Besorgnis und haben sogar schon mal gefragt, ob man den beiden nicht ein Kissen auf den Kopf binden könnte. Es würde ja so laut knallen, fast, als ob jemand Holz hacken würde. Ich versuche dann zu erklären, das ein Kissen gar nichts nutzen würde. Es ist ihre Natur, das um diese Jahreszeit zu tun. Der stärkste Widder würde sich so gegen die anderen durchsetzen und die weiblichen Tiere der Schafherde decken können.
Normalerweise tun sie sich auch nicht ernsthaft weh. Das Fettpolster in ihrem Nacken wirkt beim Aufprall wie ein Stoßdämpfer. Die Hörner verlängern mit ihrem dicken Ansatz die Fläche des Kopfes, so das der Aufprall auf eine größere Fläche verteilt und die Wucht des Aufpralls gemindert wird. Manche Schafzüchter haben mir allerdings schon berichtet, das sich Böcke ein Horn abgebrochen haben. Das passiert wohl bei ungleich starken Tieren – besonders, wenn verschiedene Rassen unterschiedlicher Größe zusammen gehalten werden und so einer der Kontrahenten im Nachteil ist. Auch wenn die Widder sich verschätzen und die Köpfe sehr schräg aufeinander treffen, kann es zu solchen Unglücken kommen. Das soll recht selten vorkommen und ist bei meinen Tieren glücklicherweise noch nicht passiert.
Die Enden der Hörner stehen übrigens fast waagerecht-seitlich heraus, so dass sie den Gegner wegschubsen können. Zum Beispiel beim Fressen oder wenn die Tiere Seite an Seite stehen, kann man gut beobachten, wie sie davon Gebrauch machen. Der ganze Spuk ist bei meinen Skudden meistens Ende Januar bis Mitte Februar vorbei. Dann wird wieder friedlich gegrast und die Platzwunden auf der Nase und im Nacken heilen von allein wieder zu.
Bei dem schwarzen „Nano“ kann man die ersten Spuren gut auf dem Nasenrücken erkennen.
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