uuups… bitte versteht mich richtig: ich meinte nicht „essen“ sondern dass ich diese Tiere gut leiden kann.
Oft stelle ich fest, dass sich die Beschäftigung mit Schnecken bei den Personen in meinem Umfeld nur auf zwei Dinge beschränken. Entweder sammelt man Muscheln am Urlaubsstrand oder man tötet die Nacktschnecken, die im eigenen Garten herumkriechen…
Darüber hinaus kenne ich nur wenige Leute, die die Gehäuse von Bänderschnecken sammeln, weil sie so schöne Farben haben. Oder die schon mal einen Tigerschnegel gesehen und die Flecken bestaunt haben. Doch ich muss gestehen, dass ich besonders die imposanten Weinbergschnecken unglaublich interessant finde … sie kommen mir immer so ursprünglich und atavistisch vor.
In Deutschland gibt es (geschätzt) etwa 260 Molluskenarten: Wasser- und Landschnecken, jeweils mit und ohne Haus. Es gibt Schneckenarten, die ihren Verschlussdeckel zur Seite klappen können und solche, die ihn nach der Winterruhe abwerfen. Auch Pflanzenfresser, Aasfresser und sogar Raubschnecken sind vertreten – wobei Pflanzenfresser oft auch Aas (und Aasfresser oft auch Pflanzen) fressen, also Allesfresser sind. Manche Landschnecken fressen nur Verwelktes, andere bevorzugen frisches Grün.
Und Schnecken, die in Salz- oder Süßwasser leben und ein zweigeteiltes Haus ohne Windungen besitzen, nennt man übrigens *na klar* Muscheln.
Neulich hatte ich ein Treffen mit einer Kindergruppe und deren Eltern zum Thema „Schnecken“ – und wir konnten gar nicht aufhören, die Tiere zu beobachten. Was fressen sie am liebsten? Wie bewegen Sie sich fort? (Hat schon jemand von Euch mal eine Schnecke auf eine Glasscheibe gesetzt und die irren Wellenbewegungen der Sohle beobachtet, mit denen die Tiere sich vorwärts schieben?) Können sie Hören? Können sie Riechen? Wo sind ihre Augen, wie viele besitzen sie? Und warum haben sie ein Luftloch an der Körperseite bzw im Hauseingang? Wie schnell sind sie, wieviel Kraft haben sie? Wie und warum machen sie „die Tür“ hinter sich zu, wenn es Winter wird? Werden Schnecken mit ihrem Haus geboren?
Eine der Fragen will ich hier schon mal beantworten: Schnecken haben kein Gehirn – sondern eine Vorstufe davon. Einen sogenannten Zerebralknoten – eine Ansammlung von Nervenzellen und Nervenknoten. Sozusagen eine Vorstufe des Gehirns. So können Nacktschnecken keine Gehirnerschütterung bekommen, wenn man sie über den eigenen Gartenzaun hinweg hinauswirft *öhem*
Tja, es gibt viel zu fragen … und zu entdecken 🙂 Sucht doch mal im Netz nach Fraßgeräuschen der Weinbergschnecke. Oder was ein „Liebespfeil“ mit Schnecken zu tun hat.
Übrigens: Die meisten Schnecken haben ein „Rechtsgewinde“ im Häuschen. Schnecken, welche links herum drehen sind überaus selten und man bezeichnet sie als „Schneckenkönige“. Doch eigentlich sind das „Schneckenköniginnen“, denn ihr Defekt vererbt sich nur über die „Mutter“, also das zwittrige Elterntier, das die Eizelle beisteuert. (Üblicherweise sind Schnecken zweihäusig – dass bedeutet, dass Sie bei der Paarung festlegen, wer den männlichen und wer den weiblichen Part übernimmt.) Denn die Windungsrichtung wird schon bei der ersten Teilung der Eizelle festgelegt – und diese wird durch die „mütterlichen“ Proteine festgelegt.
Die Schnecke, welche nun auf der Suche nach der Geschlechtsöffnung auf das Gehäuse des „Weibchens“ kriecht, dreht sich auf dieser Suche üblicherweise links herum, also gegen den Uhrzeigersinn. Kommt es jedoch zur Paarung mit einem „Schneckenkönig“, so wird das Tier die Öffnung nicht finden, und die Paarung kann nicht stattfinden. Sollte die paarungswillige Schnecke selbst ein Schneckenkönig sein, würde es sich im Uhrzeigersinn drehen – leider mit demselben Ergebnis.
Tja. Extrem blöd gelaufen – äh- gekrochen. Da ist man optisch schon mal was ganz Besonderes, und dann klappt es mit der Liebe nicht.
Foto der „Großen Weinbergschnecke“ Helix Pomatia: Kathy Büscher
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