Lustig ist es jedes Mal wieder, wie „Arnold“ und „Bobo“ auf die Prozedur des Klauenschneidens reagieren.
Zunächst einmal: ich kann beide nicht auf dem Popo setzen, so, wie ich gewöhnlich es bei Schafen mache. Sie sind einfach zu groß: „Arnold“ bringt 85 Kilogramm auf die Waage und „Bobo“ ist nicht wirklich zierlicher. Sein Gewicht schätze ich auf 75 bis 80 Kilogramm und die Brüder haben ein Schultermaß von ca. 90 Zentimetern. So binde ich sie mit einem Strick am eigens angefertigten Halfter an und nehme die Klauen nacheinander hoch – so wie man es bei Pferden macht.
„Arnold“ ist ganz gelassen. Er leidet zwar furchtbar unter dieser wirklich grauenerregenden und ziegen-unwürdigen Behandlung; aber: er leidet still vor sich hin. Nur etwas Hafer zwischendurch oder ein kleines Möhrenstückchen hält ihn davon ab, sofort vor lauter Unglück in eine Depression zu stürzen. Und natürlich muss man in sanftestem Ton sein Leiden mit kontinuierlich-schmeichelnden Worten lindern. Du arme Ziege, ja, so ist es gut, gleich hast Du es geschafft, mein Großer, das tat doch gar nicht weh, Du bist der beste Ziegenbock, jajaja, das machst Du ganz prima. Und es hilft natürlich besonders gut, den Kopf zu streicheln, den Hals zu kraulen und, wenn es mal wieder ganz schlimm ist, die Jacke über die Augen zu ziehen und ihn von allem Elend dieses Tages abzuschirmen.
Sein kleiner Bruder „Bobo“ lässt sich zur Sicherheit erst einmal gar nicht so leicht einfangen. Nein, nein, das ist unter seiner Würde! Er hat doch keine Klauenpflege nötig, nein, er doch nicht. Und das letzte Mal ist doch erst drei Tage her – eine völlig abwegige Idee, das es jetzt schon wieder so weit ist, Britta irrt sich bestimmt! Tja, dann schnappe ich ihn mir und schon kippt seine Stimmung. Ergeben lässt er sich anhalftern. Wer nun denkt, ich hätte anschließend ein leichtes Spiel, irrt. Sobald ich seinen Vorderhuf habe, lässt er sich zu Boden sinken und versucht, sich zum Sterben hin zu legen. Das geht echt schnell. Praktisch sofort. Warte nur ab, Du wirst es erleben! Er schließt die Augen und atmet flach. Und will von dieser Welt. Alles gutes Zureden hilft nicht. Und so stirbt er mir praktisch unter der Klauenschere weg und erst, wenn es den Belohnungshafer gibt, erwachen all seine Lebensgeister wieder. Ein Wunder ist geschehen!
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