Meine Freunde haben mich schon so oft nach dem Rezept für „Die Schlesischen Kartoffelklöße“ gefragt – spätestens dann, wenn wir zusammen gesessen, gemeinsam gekocht und anschließend geschlemmt haben. Dann habe ich fast immer versprochen, das Rezept mal aufzuschreiben… um dann fest zu stellen, das es dieses Rezept eigentlich gar nicht gibt. Meine Großmutter hat sie immer „einfach so“ gemacht und auf meine Frage nur geantwortet, das ich „halt zuschauen“ sollte, dann wüsste ich „das nächste Moal, wies dus mochen sullst„. Tja. So war das bei meiner Oma. Sie war Bauersfrau, stammte aus Schlesien und war immer praktisch und pragmatisch. Zutaten abmessen? Oder gar abwiegen? Nahezu überflüssig. „Madel, nimm halt den grußen Tupp.“ (Meine Oma sprach immer noch mit leicht schlesischem Akzent).
Viele Jahre später habe ich dann, mit meiner Mutter zusammen, an Weihnachten das erste Mal selbst Kartoffelklöße für meine Familie machen wollen. Mama und ich haben eine prima Kartoffelsuppe hinbekommen, weil wir viel zu viel Speisestärke verwendet haben und sich die Klöße im heißen Wasser auflösten. Es brauchte drei Weihnachtsfeste, bis wir die Klöße genauso gut hinbekamen wie meine Oma damals. Nehmt ihr jedoch viel zu viel Mehl, bekommt ihr das, was meine Großmutter „Gummikließe“ nannte …
Okay, heute will ich Euch nun das Rezept meiner Großmutter, Margarete Raabe, anvertrauen:
2kg mittelfest kochende Kartoffeln (gern auch „Linda“) schälen, vierteln und in einem 7-Liter-Topf gar kochen. Abgießen + noch heiß gleich im Topf fein stampfen, reichlich salzen. Auf Handtemperatur abkühlen lassen. (Draußen dauert das gut und gern 1/2 Stunde. Und Vorsicht: innen bleibt die Masse lange superheiß!)
Auf die Masse 2-3 große Eier geben, 80-100 Gramm Kartoffel- bzw. Speisestärke geben und ca 400Gramm Mehl (Type 405) dazu. Alles kräftig von Hand durchketen, bis ein homogener Teig entsteht, der gut formbar ist. (Im Zweifelsfall noch etwas Mehl hinzufügen.)
Eine große Arbeitsfläche einmehlen, den Teig in vier Teile aufteilen, einen Klumpen formen. (Hält sich im Kühlschrank oder der Speisekammer auch bis zu 24 Stunden.) Jedes Teigteil mit beiden Händen zu einer Wurst ausrollen, die ca 7cm Durchmesser hat. Mit einem glatten Brotmesser schräg (ca 45 Grad) in Stücke teilen, die ca 3-4 cm Breite haben sollten.
Den Topf auswaschen, gut 1/2 bis max 3/4 voll mit heißem Wasser füllen, salzen und das Wasser aufkochen lassen. Wenn es kocht, nicht herunterschalten, sondern die Klöße einzeln mit einer Schaumkelle ins Kochwasser absenken. Nicht umrühren! Wenn das Wasser wieder zu kochen beginnt, die Herdplatte maximal auf mittlere Hitze zurück schalten. Das Wasser soll leicht „simmern“ (also sich blasend bewegen), aber auf gar keinen Fall sprudelnd kochen. (Auch das gibt dann eine prima Kartoffelsuppe.)
Die Klöße sind gar, wenn sie nach ca 10-15 Minuten vom Grund an die Oberfläche aufsteigen. (Das „hochploppen“ haben meine Kinder immer mit dem Auftauchen von der untergetauchten Gummiente verglichen. Ich glaube, das trifft es gut.) Sie schwimmen dann deutlich an der Oberfläche und können mit der Schaumkelle herausgehoben werden.
Serviert sie in einer vorgewärmten Schale. Meine Omi hat vorher in die Suppenschüssel, die sie dazu benutzte, immer noch eine umgedrehte Untertasse hineingelegt. Darunter sammelte sich das abgelaufene Kloßwasser und die „Kließel“ wurden nicht „klitschig“. Übrigens: roh mag ich sie heute noch immer am allerliebsten. (Ich bin halt das Kind meiner Eltern und das „Grußkindel“ meiner Oma…) Meist gab es dazu Kaninchenbraten und Rotkohl. Und Soße. Aber davon war leider immer so wenig da…
Und natürlich liebe ich es auch sehr, wenn sie am nächsten Tag in „guter Butter“ knusprig braun in der Pfanne angebraten und mit reichlich Salz bestreut serviert werden. Am liebsten esse ich sie gleich aus der Pfanne und verbrenne mir „den Schnabel“ daran, weil ich es kaum erwarten kann. Und weil ich sie so ungern teile … okay, ich gebe zu: das mache ich meist auch gar nicht.
Und wie sagte Oma so schön? „Wer schmollt an der Schüssel, den schad´s am Rüssel.“
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen „guten Appetit“!
genau das sind die schlesischen Klöße die es bei uns traditionell auch immer gab/gibt....einfach lecker LB Grüße Ohle
Lieber Ohle, ja, die sind einfach die Besten! Es gibt sie jedes Jahr Weihnachten bei mir und uns... die selbst gewählten Rituale und Traditionen sind einfach am schönsten :-)