Lasst mich den Titel erklären und kurz ausholen, ja? Also:
Es gibt bekanntlich „black-faced sheep“ (übersetzt: schwarz-gesichtige Schafe) die unterschiedlichen Rassen angehören. Schafrassen mit schwarzen Gesichtern/Köpfen sind zum Beispiel „Waliser Schwarznasen“, „Kerry Hill Sheep“, „Shropshire“ oder „Suffolk“. Deren Wolle ist dagegen zumeist weiß oder creme.
Dann gibt es Schafrassen, die das „black-face“ im Rassenamen tragen: „Scottish Blackface“ sind hierzulande die prominentesten Vertreter, welche ursprünglich aus (Überraschung!) dem schottischen Hochland stammen und ebenfalls mischwollig Weiß daherkommen.
Und es gibt blau-gesichtige Schafe: „Blue-Faced-Leichester“ (in Handspinnkreisen als BFL bekannt) oder „Bleu du Maine“ tragen diese Bezeichnung im Rassenamen. „Wensleydale Longwool“ oder „Holländische Texel“ dagegen tragen nur blauschimmernde Haare im Gesicht – und eben andersfarbige Wolle am Körper.
Aber blau-gesichtige Ziegen? Tja, lasst mich erzählen – denn sie sind mir gestern und heute auf meiner geliebten Streuobstwiese begegnet.
Sonntag schien mir beim morgentlichen Füttern noch alles normal – nichts, was mir besonders an meinen Tieren aufgefallen wäre. Gestern Morgen dagegen … nun, was soll ich sagen, es war ein echter Schock, meine beiden Ziegen mit je einem völlig verklebten, eitrigen und zugeschwollenem rechten Auge vorzufinden. Die beiden hatten außerdem gar keinen Hunger. Was sollte ich tun? Erst einmal desinfizierte ich das ganze Dilemma vorsorglich mit Blauspray – in der Hoffnung, das die beiden so die für die Entzündung verantwortlichen die Erreger nicht überall verteilen und womöglich meine Schafe anstecken würden.
Alarmstufe Rot, Mr. Scott! Ziegen, die nichts fressen wollen, sind echt krank! Scotti, beam mir Pille her, schnell! Energie, Mr. Scott, sofort!
Dann rief ich umgehend meine beiden netten Tierärzte an und die schickten mir nach kurzer Rücksprache eine befreundete Kollegin zur Hilfe, weil sie selbst verhindert waren. Diese kam schnell und war nett, umsichtig und sehr kompetent. Zwei Spritzen gab es für meine beiden Böcke, die artig und geradezu stoisch alles über sich ergehen ließen. Kein Mucks. Kein Zappeln. Weglaufen oder Bocken. Ein Langzeit-Antibiotikum und etwas gegen die Schmerzen gab es. Manchmal muss einfach gute, deutsche Chemie her. Und eine Salbe für die angegriffene Bindehaut, die ich zweimal täglich ins untere Augenlid geben sollte. Keine Experimente, Keine Fisemathenten.
Supi, Pille, das geht klar.
Als ich dann heute auf die Wiese kam, sahen mich zwei blaugesichtige Ziegen an. Die Augen waren abgeschwollen und der Verstand wieder so klar, dass ihr Misstrauen gegen den Hunger siegte. Sie kamen erst zu Fressen, als ich im Auto saß. Und mich kaputtlachte über meine beiden „blue-faced Goats“, die mich stark an Mel Gibsons Kriegsbemalung im Film „Bravehart“ erinnerten.
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