Heute Mittag bin ich mit einem furchtbaren Gefühl auf die Streuobstwiese gefahren, denn ich wusste, ich würde meine geliebten „Ziggis“ das letzte Mal ruhend im Stall vorfinden, das letzte Mal hören, wenn sie mich blökend begrüßen. „Arnold“ mit dem tiefen Meckern, „Bobo“ lauter und fordernder…
Bei schönstem Wetter, blauem Himmel, leichtem Wind und warmen Temperaturen lagen die beiden friedlich in dem Teich, der leider kein Wasser hält … der aber nun eine schöne, windgeschützte Mulde ist, die die beiden heute als Ruheplatz nutzen, als ich kam. Mir war das Herz schwer, doch ich wusste auch, das ich die einzig richtige Entscheidung getroffen hatte. Die beiden hatten Anfang des Jahres angefangen, die frisch gepflanzten Obstbäume auf der Wiese nicht nur zu verbeißen – nein, sie haben auch den Fraßschutz teilweise aufgerissen, verbogen und letztlich die jungen Bäume umgestoßen. Und dann geschält und aufgefressen. Ein unhaltbarer Zustand – zumal richtig viele Obstbäume gepflanzt worden waren. Zuvor war das nie in diesem Maße vorgekommen – ein neues Ziegenspiel, ein Zeitvertreib, den die beiden zu meinem Entsetzen und großen Leidwesen für sich entdeckt hatten und den ich weder unterbinden noch ihnen abgewöhnen konnte.
Ein neues Zuhause für meine beiden Meckerziggis zu suchen, hat lange gedauert. Einige Leute haben sich interessiert und bei vielen hatte ich Zweifel, ob sie den beiden Schlauköpfen gerecht werden würden. Ich stellte mir jemanden vor, der die beiden Brüder auslasten, beschäftigen und fordern würde; dazu einen Stall, ein paar Begleitschafe, Fläche zum Laufen und Buschwerk zum Verbeißen bieten könnte. Wo sie weiterhin Brombeervernichter, Distelblütenfresser, Tannengrünliebhaber und Brennnesselknabberer sein dürften. Jemanden, der die beiden so lieben würde, wie ich es tat und immer tun werde. Das ist aussichtslos, so dachte ich, und das weißt Du auch. Und hoffte weiter, dass ich dennoch jemanden finden könnte – wohl wissend, das es einem Lottogewinn gleichen würde.
Doch nun bin ich sicher, dass dieses kleine Wunder eingetreten ist: ein sehr nettes, ziegenverständiges Ehepaar hat sich gemeldet, die mit den beiden Ziegenjungs arbeiten wollen. Sie werden mit mehr Menschen zusammenkommen, Unterhaltung haben und gefordert werden, weil sie Neues lernen müssen. Sie bekommen auch ein paar Begleitschafe: Waliser Schwarznasen! Wow! Und sie wohnen jetzt erst einmal in einem Pferdestall, bis sie sich eingewöhnt und an Ihre neuen Besitzer gewöhnt haben, von denen ich weiß, dass sie den Tieren mit der ruhigen Autorität begegnen, die sie benötigen.
Machts gut, meine beiden Lieblinge – ich komme Euch bald besuchen!
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