Meine Mutter hat diese Kreidler Florett Mokick geliebt…
Ursprünglich gehörte sie meinem Großvater (dem Vater meines Vaters), Otto Benjamin Raabe, welcher sie am 30.6.1962 in Seelze gekauft hat. Meine Großeltern wohnten damals in der Bremer Straße 19 und mein Großvater arbeitete bei der Riedel-de Haën (heute: Honeywell Research Chemicals), ein Chemiewerk, welches heute noch in Seelze ansässig ist. Irgendwann bauten sie in Bordenau (bei Neustadt am Rbge.) ein Haus und ich vermute, dass mein Großvater das Mokick nutzte, um damit zur Arbeit fahren zu können… ein Auto war wohl viel zu teuer, denn mein Vater hatte noch drei ältere Geschwister. Das Foto entstand auch 1962… wenn ich mich recht erinnere, bei Frielingen / Horst im damaligen Neubaugebiet. Es wurde wohl von meiner Mutter gemacht, die schon immer gern Fotografiert hat.
Die Kreidler ging (vermutlich spätestens nach dem Tod meines Großvaters) in den Besitz meines Vaters über… doch gehört hat sie im Herzen immer meiner Mutter. Ich erinnere mich noch daran, wie mein Vater einen Kindersitz auf den Gepäckträger schraubte und ich darin festgegurtet wurde, damit ich nicht herausfallen konnte, sollte ich womöglich einschlafen… einen Helm gabs natürlich nicht: aber ich bekam ein schickes Kopftuch, damit ich keinen Zug auf die Kinderohren bekam. Meine Mutter fuhr auch mit Kopftuch und Sonnenbrille – Schutzkleidung inclusive Helm war Mitte der 1970er Jahre nur für „echte“ Motorradfahrer vorgeschrieben. Mopeds und Mokicks konnten „einfach so“ gefahren werden! Später fuhr Mama mit dem alten NVA-„Eierschalen“-Helm meines Großvaters und einer originalen, ledergefassten Flieger-Schutzbrille.
Seit über 4 Jahren ist meine Mutter die Kreidler nun nicht mehr gefahren… Mama war einfach zu krank mit dem Rheuma, dass se so furchtbar schmerzte. Oft hat sie sich wohl die Fotos angesehen und in Erinnerungen geschwärmt. Und sich so gewünscht, es käme mal wieder „ein guter Tag“ und sie könnte einfach losfahren und den Fahrtwind genießen. Vielleicht hätte sie einen Ihrer Schrauber- oder Mopped-Freunde besucht oder wäre einfach so „ins Blaue“ gefahren…. Doch dieser Wunsch ging leider nicht mehr in Erfüllung.
Und heute habe ich die Kreidler nun in gute Hände gegeben – und es ist mir so schwer gefallen, obwohl es sich richtig anfühlt. Ich bin sie nie gefahren und der Traum von Freiheit und Selbstständigkeit, der an diesem unglaublich gut gepflegten und geliebten Familienerbstück hängt, war immer der meiner Mutter. Mein Herz hängt an meiner Honda GB 500 „Clubman“ – und auch an meiner Triumph „Thruxton“, die ich beide nicht hergeben mag. Auch noch die Kreidler zu pflegen und zu fahren, übersteigt meine technischen Fähigkeiten und meine Zeit… und daher gebe ich sie (und die Zündapp „Bergsteiger“, die Mama fast ebenso geliebt hat) frei.
Lieber Marian, ich bin so froh, dass Du die beiden Schätze meiner Mutter wohl hüten, pflegen und fahren wirst. Bei Dir weiß ich sie in den besten Händen! Pass gut darauf auf und ich freue mich auf Videos und Fotos, auch wenn ich dabei furchtbar weinen muss – und mich gleichzeitig freue.
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