Geliebte Meerschweinchen
Von 2003 bis 2018 wohnten in unserem Garten Meerschweinchen – zunächst waren es nur „Olli“ und die „rote Lola“, welche meine Kinder damals bekamen. Die Tiere standen selbstverständlich unter meiner Obhut – dennoch: die Kinder sollten lernen, Verantwortung zu übernehmen und so mussten sie selbst von Anfang an frisches Futter suchen, füttern, ausmisten. Im Sommer lebten die Tiere in einem großen Stall mit einer Klappe, welche den Weg zum Auslauf öffnete. Unser Haus hat einen großen Hang mit viel Schräglage, den mein Mann zu mähen bald leid war. Und so bekamen die Tiere einen 5×5 Meter großen Auslauf mit Büschen und vielen hohlen Baumstämmen als Versteckmöglichkeiten.
Der Plan ging auf: die Kinder versorgten die Tiere zunehmend selbstständig. Über 15 Jahre lang hielten wir Meerschweinchen, bis die Kinder 2018/19 die Schule abschlossen und es ihnen einfach zunehmend an Zeit mangelte. Im Laufe der Jahre sind sie an dieser Aufgabe und an dieser Verantwortung gewachsen und waren zum Schluss in der Lage, die letzte, richtige Entscheidung im Sinne der Tiere zu fällen. Es zwar traurig, die Meerschweinchen hergeben zu müssen, aber wir fanden für unsere letzten beiden Meerschweinchen-Damen eine sehr nette Familie mit zwei Töchtern. Diese hat all unser Equipment übernommen und ebenfalls einen artgerechte Haltung geschaffen. Das hat es uns allen letztlich sehr leicht gemacht.
In den 15 Jahren hatten wir, so sagt es meine kleine Chronik, 29 eigene „Meeries“ – oft waren es ältere Tiere, deren Partnertier verstorben war und wo kein weiteres angeschafft werden sollte. Viele holten wir uns von einer guten Bekannten, die liebevoll und mit wahnsinnig viel Fachwissen die Notstation „Die Gurkendiebe“ führt. Einige kauften wir uns auch – aber das waren die wenigsten. Oft hatten wir bis zu 10 Tiere im Stall, wenn wieder ein paar zur Vermittlung oder zur „Sommerfrische“ in den Ferien zu uns kamen. Unsere Stammgruppe bestand allerdings meist aus einem Kastraten und 2-4 Weibchen.
Meerschweinchen sind große Individualisten und echte Persönlichkeiten; jedes mit ganz eigenen Vorlieben und Schwächen. Es gibt schlaue und weniger fixe, verfressene und echte Leckermäulchen, ruhige und zickige, laut nach Futter pfeifende und die, die immer zuletzt die Reste fressen. Es gibt Freundschaften und Trauer, wenn ein Tier verstirbt, Freude, wenn man sich nach langer Zeit wiedersieht. Eifersucht und spontane Zu- oder Abneigung. Keines unserer Tiere war wie das andere und viele sind uns sehr ans Herz gewachsen, während andere einfach „nur“ bei uns waren.
Wenn man ihnen genügend Raum zum Herumlaufen und genug ruhige Zuneigung schenkt, werden sie meist recht zutraulich. Doch sie sind Beutetiere und bleiben daher auch immer Fluchttiere – und somit tendenziell eher schreckhaft und sehr vorsichtig. Meerschweinchen sind keine guten Kinder-Kuscheltiere – sie erstarren vor Schreck auf dem Schoß und kratzen zwar nicht, so wie es Kaninchen tun würden – dennoch sind sie froh, wenn sie wieder los flitzen können. Man sollte Kindern rechtzeitig beibringen, das diese kleinen Tiere nicht zu ihrem Vergnügen auf dieser Welt leben – und das es eben soviel Freude bereitet, sie anzuschauen und sie zu beobachten. In einer größeren Gruppe fühlen sie sich viel sicherer als zu zweit und zeigen ihr ganzes Verhaltensrepertoire. Ein Kastrat bringt Ruhe in eine eher zickige Damentruppe und die Damen fühlen sich dann sehr beschützt und sicher. Und sich sicher fühlende Schweinchen sind glückliche Schweinchen.
Wir sind sehr dankbar für die Freude, die uns diese kleinen Wesen geschenkt haben und jedes davon bleibt für immer in unserer Erinnerung: wie schön war es mit Euch!