Diese Blogüberschrift trifft sehr gut, was ich nach dem Tag mit Nathalie und Matthias empfunden habe. Den Song „wie tief kann man sehn“ meines Lieblings-Singer-Songwriters Stefan Stoppok im Ohr, kam mir eben die Zeile in den Sinn, um Euch den heutigen Tag zu umschreiben.
Strahlend standen Matthias und Nathalie am Vormittag vor dem großen Tor, als ich öffnete. Beide lachten und strahlten um die Wette – hatte Matthias seiner Mutter doch erst beim Eintreffen verraten, was Ihr Geburtstagsgeschenk sein würde. Sie waren am Tag zuvor gute 5 Stunden mit dem Auto aus Mannheim angereist und hatten im Nachbarort übernachtet. Matthias hatte -zusammen mit der ganzen Familie- das Geheimnis gehütet… und nun war Nathalie so gerührt und zugleich freudigst aufgeregt, dass sie einerseits wie ein Flummi vor Freude hüpfte und andererseits zu Tränen gerührt war.
Mich nahm diese Stimmung gleich so gefangen, dass es mich meinerseits zu Tränchen rührte… Und so standen wir erst einmal in der bilderbehangenen Diele und lachten gemeinsam und redeten durcheinander. Zugleich hatte ich sofort das Gefühl von Verbundenheit mit den beiden netten Menschen, die ich heute in die wunderbare Welt der selbst gesponnenen Wolle entführen würde.
Im Laufe des Tages lernten wir uns also besser kennen: wenn man zusammen spinnt, entsteht oft eine eigene Dynamik der Spinner*innen. Jeder, der schon mal n einer Gruppe einen Nachmittag zusammen verbracht hat, wird das sicher bestätigen. Es ist schwer zu beschreiben, aber beim Fäden ausziehen und bei den gleichmäßigen Geräuschen, die von den Rädern kommen, erdet man sich nicht nur. Der Kopf wird frei, wenn Hände und Füße gleichmäßig im Rhythmus zusammen arbeiten. Gedanken fließen, fast unbemerkt im Hintergrund – ich nenne das gern spaßhaft „defrag“ (so wie beim PC das Aufräum-Programm). Und oft werden Dinge, die einen beschäftigen, verarbeitet. Das alte Wort des „Seelen-Friedens“ trifft es gut… Und in der vertrauten, heimeligen Umgebung rücken die Spinnenden zusammen und man fängt irgendwann an, sich über Dinge auszutauschen: private und weniger private, Profanes und Witziges, Ideen und Pläne und auch Aufgestautes kommt zum Vorschein, wird ausgesprochen und findet geneigtes Gehör. Eine eigene, kleine Welt, ein gesellschaftlicher Mikrokosmos.
Doch heute kam noch mehr Emotion dazu, als es sonst bei mir der Fall ist. Versteht mich richtig: ich komme nahezu immer völlig beseelt aus meinen Spinnkursen und freue mich, wieder einmal so nette Leute kennengelernt haben zu dürfen. Viele sind sehr nett, oft auch offen und wirklich ehrlich und ich habe dann das Gefühl, mit so viel Vertrauen geradezu geehrt worden zu sein. Es freut mich immer über alle Maßen, meine Leidenschaft teilen zu dürfen und ich bin glücklich, wenn ich das „Woll-Virus“, meine Begeisterung weiter geben konnte. Tatsächlich sind mir die Menschen, die ich auf Ihrem Weg zur ersten Wolle anleiten darf, am Ende des Tages sehr vertraut und ich bedauere, dass die schöne, kreative Zeit so schnell vergangen ist. Und ich wundere mich oft selbst, welche Nähe und Verbundenheit entstanden ist.
Aber heute hatte ich das Gefühl, tatsächlich Freunde gehen lassen zu müssen. Mit den besten Wünschen und dem Wissen, sie wahrscheinlich lange (oder womöglich gar nicht mehr) wieder zu sehen – aber eben Freunde.
Liebe Nathalie, lieber Matthias, umso mehr habe ich mich gefreut, Euch später noch beim Essen in dem kleinen Veggie-Restaurant und anschließend -unverhofft- beim Rintelner Weihnachtsmarkt zu treffen. Es war so schön, noch mit Euch zu reden! Habt ganz vielen Dank für den schönen Tag – hoffentlich sehen wir uns irgendwann einmal wieder!
"Der Mann im Radio sagt, dass ein Tief zu uns weht. Sieht Mal wieder nicht ganz sonnig aus überm Ruhrgebiet" Danke für den Ohrwurm, der lang verschütt war! Ich freue mich schon auf März!