Heute verlassen Björn und ich einen ganz besonderen Ort – und sehr wahrscheinlich kommen wir nicht wieder hierher zurück… Wir haben Uherské Hradiště, welches ganz im Südosten von Tschechien liegt, sehr lieb gewonnen. Eine kleine, ganz besondere Urlaubsoase ist das für uns geworden, ein geradezu magischer Ort, wo wir wunderbare Dinge erleben durften, die uns näher zueinander gebracht haben.
Das erste Mal waren Björn und ich Mitte April 2022 hier – nur ganz kurz, für drei Tage. Im selben Jahr kehrten wir im August zurück – in dieser Woche kamen meine beiden Kinder mit. Wir besuchten vorher Prag und verbrachten dann drei Tage in Uherské Hradiště. Das nächste Mal machten wir uns 2023 (im August und im Oktober) auf, die 850 km zu bewältigen… und dieses Mal kam Björns Tochter mit, um dabei zu sein. (Geduld: den Grund meines Vorwortes erfahrt Ihr gleich von Björn selbst!) Leider konnte sein Sohn nicht mitkommen… wir hätten einfach gern einmal alle unsere Kinder dabeigehabt, um die Verrücktheiten der Eltern anzusehen. 🙂 Dann hatten wir ein Jahr „Erholungspause“, in dem wir auch etwas sparen konnten. Echte Kunst hat seinen Preis- und das ist in diesem Fall gut so! Und im April diesen Jahres war es dann soweit! Ein aller letztes Mal fuhren wir los, um unsere Ideen in die Tat umsetzen zu lassen. Dieses Mal wieder zu zweit – so wie beim ersten Mal – und ich hätte nicht gedacht, dass es mich emotional so beutelt… Doch nun will ich Björn erzählen lassen:
Wir schreiben das Jahr 2021: auf der Suche nach einem schönen Tattoo-Motiv für meinen Oberarm fand ich nach langem Suchen, das, was mich am meisten ansprach. „Tolles Design“ dachte ich und schlug zu (bezahlt). Termin gemacht und…Lockdown! ….neuer Termin und….ausgefallen! …nochmal ausgefallen wegen des Verbotes der Farben! …nochmal ausgefallen, weil krank…a.s.o.
Nun ja Vertrauen sieht anders aus, ok Lehrgeld bezahlt.
Das Motiv, das sich Björn ausgesucht hatte, war einfach wahnsinnig umwerfend! Doch der Tätowierer, welcher es anbot, entpuppte sich leider als absolut unzuverlässig. Nachdem ich seine Referenzarbeiten online gesehen hatte, wurde mir klar, dass das nicht sein eigener Entwurf gewesen sein konnte – und dass er diesen auch niemals nur ansatzweise technisch gut würde umsetzen können… insofern war ich froh, dass Björn den Plan aufgab, diesen Tätowierer an seine Haut zu lassen.
Also suchte Britta das Internet ab, da sich auf dem von mir angedachten Motiv eine Signatur befand. Die Frau ist hartnäckig und ich liebe sie dafür, denn… sie wurde fündig und wir nahmen per Mail Kontakt zu dem Künstler auf. Nach drei Monaten, genauer gesagt, nach Weihnachten, endlich eine Rückmeldung. Die Aufregung stieg ins Unermessliche…“ er hat geschrieben, uiii“. Wir freuten uns so sehr, der Wahnsinn. Nun hieß es schnell einen Termin machen und zack… schon bestätigt! Jetzt war die Aufregung noch größer und im April soll es losgehen. Wohin genau? Nach Tschechien, Uherské Hradiště, zu Amenic-Tattoo. Zu DEM Designer, der „mein Motiv“ mal erstellt hatte. Wahnsinn! Ach ja: er tätowiert seine Designs immer nur Einmal. Also gibt es ein anderes, welches ich noch personalisierte. Super Sache!
Nun hieß es „warten“… keine gute Eigenschaft von mir. Doch dann ging es auf einmal los und nach einer sehr entspannten 859 km langen Reise waren wir da. Amenic-Tattoo. Das Studio nur noch suchen und zack…oh…hier ist nichts. Bitte nicht schon wieder so wie damals! Ok… kurze Schnappatmung, nachdenken, über Instagram angeschrieben und puhh , alle Bedenken waren ausgeräumt. Am nächsten Tag holte Michal, so heißt mein Tätowierter, uns unten (vor der Häuserzeile, in der sich viele Geschäfte befinden) ab und wir gingen in sein Studio. Ich war sehr aufgeregt, und als wir oben waren, und ich das Studio betrat, war ich platt. Die vielen tollen Motive, die dort hingen -und anderen Menschen jetzt tragen dürfen- haben mich total abgeholt. Es war eine sehr tolle Atmosphäre. Dann haben wir erst mal viel gesprochen, uns kennengelernt.
Wir hatten schon Angst, hereingefallen zu sein: da kommt man in ein fremdes Land gefahren, weil man übers Internet / Instagram mit einem Tattookünster Kontakt aufgenommen hat – und dann findet man an der angegebenen Adresse kein Studio, kein Klingelschild, nichts. Plötzlich fallen einem sämtliche schlechten Filme ein, die man mal gesehen hat. Und „XY Ungelöst“. Aber Michal hat uns am nächsten Tag erklärt, warum er „unsichtbar“ bleiben möchte: wenn ständig jemand an der Tür klopft oder ins Studio käme, würde er immer aus seiner Konzentration gerissen. Und das konnten wir wirklich gut verstehen: seine exakte Arbeit verlangt ihm höchste Konzentration ab. Nach der Session war er genauso fertig wie Björn!
Dann das Motiv angepasst, es hieß von Britta…a „little bit bigger“, mein Gefühl aber: ok, wer „schön“ sein will… naja, der Rest ist bekannt. So, jetzt geht’s los. Die Zeit war lang und intensiv, tja halt „bigger“ und dann war es fertig. So eine wunderbare Arbeit, ich stolz wie „Bolle“ und Britta sagte…“Du trägst jetzt Kunst auf dem Arm“ und ich war Mega-begeistert. „Mein erster Hladik“, sagte ich noch. Wir drei hatten einen super Tag, da wir mit Michal alleine waren und so auch immer wieder sehr nette Gespräche hatten. Ja, in Englisch, und das war auch super lustig.
Am nächsten Tag ging die Reise wieder 859km zurück und in mir wuchs der Gedanke. Was könnte das nächste Motiv sein, wohin stechen lassen? Naja, wer das mal liest und selbst schon mehrere Tattoos hat, kennt diese Gedanken.
Hier muss ich noch mal ergänzen 🙂 Michal hatte das Motiv aufgesetzt und mich dann fragend über die Schulter angesehen: was ich darüber denken würde? Spontan sagte ich „bigger“ weil ich dachte, es sähe viel besser aus, wenn der Schulterkopf mit einbezogen werden würde. „Thats what I´m thinking“ war die prompte Antwort. Und Ende der Diskussion – der Künstler hatte gesprochen! So wars nämlich!!!
So kam es, das Britta und ich schon im August 2022 wieder bei Michal waren. Diesmal 2 Tage für meinen sleeve… und im Jahr drauf (2023) für das Frontmotiv zwei Tage, plus eine extra Schicht im Oktober. Das Schöne war, dass sich Britta auch ein neues Motiv hat stechen lassen und wir erneut viel Spaß zusammen hatten. Der persönliche Austausch wurde zudem weiter ausgebaut und schaffte eine immer größer werdende, persönliche Atmosphäre.
Ehrlich: bis Björn bei Michal war, war ich zufrieden mit der Anzahl und Ausführung meinen bisherigen Tattoos. Doch Michals Arbeiten sind so wunderbar designt, so exakt ausgeführt, so unglaublich cool und so wahnsinnig detailverliebt, dass ich mir eingestehen musste, auch unbedingt Kunst von Michal auf meiner Haut haben zu wollen. Und so habe ich diese Gelegenheiten genutzt – zumal sie für uns (als Paar) zu besonderen Erinnerungen werden würden, das war mir immer sonnenklar und superwichtig!
Dann 2025: ok, lange Wartezeit. Diesmal war die Zeit für den Rücken vorgesehen und Britta vollendete ihren sleeve. Mega-schön geworden, ach ja und „bigger“ 🙂 Als alles vollendet war, konnten wir sagen „wir haben fertig!“
Für uns stand dann auch fest, das wir wohl nicht noch einmal zurückzukehren werden. Doch durch unsere Treffen hat sich für uns eine sehr persönliche Ebene mit Michal aufgebaut. Der Abschluss unserer Reise war dadurch sehr emotional, von gegenseitiger tiefer Wertschätzung, als auch von Achtung und durch Tränen geprägt.
Lieber Michal,
Danke noch mal für Deine wundervollen Arbeiten, danke für die kleinen schmerzhaften Erfahrungen, die Einblicke, die wir von Dir als Mensch gewinnen durften. Für uns bist Du DER Tattoo-Artist unseres Vertrauens. Die Einladung, zu uns zu kommen, bleibt für Dich und Deine Familie immer bestehen! Danke für alles, bleib gesund und ganz liebe Grüße auch an Deine Familie.
Britta und Björn
PS: Und wer noch nachlesen möchte, warum ich von Michals Arbeiten so angetan bin, kann es hier nachlesen: Raabenwolles „Rabe mit Handspindel“ | Raabenwolle
Und natürlich findet Ihr Michal auf Instagram und Pinterest: sucht nach „Amenic Tattoo“, Michal Hladik.
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