Sei wie du bist - es kommt sowieso raus.
Britta Raabe
Lebenslinien
Geboren wurde ich im Sommer 1968, wuchs im Landkreis Hannover auf und ging bis zur zehnten Gymnasialklasse zur Schule. Anschließend absolvierte ich eine Lehre zur Schilder- und Lichtreklameherstellerin und arbeitete einige Jahre als Gesellin in meiner Lehrfirma. Bis auf einen kurzen beruflichen Ausflug in die Sachbearbeitung und somit ins Großraumbüro eines namhaften Batterieherstellers, blieb ich bis Mitte 2015 „meinem Handwerk“, der Werbetechnik, treu. Anschließend war ich über 7 Jahre im Bereich des Naturschutzes tätig um Anfang 2023 wieder zu einem kleinen Handwerksunternehmen zu wechseln.
Anfang der Jahrhundertwende heiratete ich und bekam mit meinem Mann zusammen zwei Kinder. Wir bauten ein Haus und verbrachten darin 20 Jahre gemeinsam. Doch 2020 entschloss ich mich, meinem Leben eine gänzlich neue Wendung zu geben und zog aus - zwei Dörfer weiter fand ich mein neues Zuhause unter dem Dach des alten Fachwerkhauses von 1861, welches einer Freundin gehört. Dort ist jetzt der Lebensmittelpunkt für mich und meinen Lebensgefährten. Wir lieben das schöne Weserbergland und genießen die Ruhe hier!
So lange ich denken kann, bin ich besonders froh und glücklich, wenn ich Dinge und Ideen ausgestalten und mit meinen Händen umsetzen kann. Immer schon habe ich gern gebastelt und geschraubt, gemalt und ausprobiert, wie Dinge funktionieren.
Leidenschaft
Obwohl ich während eines Sommergewitters geboren bin, hat sich mein sonniges Gemüt durchgesetzt...oder vielleicht auch deshalb? Wer kann das schon sagen. Auf jeden Fall bin ich schon immer ein Sommer- und Sonnenkind gewesen: ich liebe laue Luft und helle Wärme, sanfte Sonnenstrahlen auf der Haut und am allerliebsten laufe ich den ganzen Tag lang barfuß herum, bin draußen in der Natur und stromere durch die Gegend, gehe mit dem Hund spazieren, pflanze und hege den Garten und entdecke jeden Tag aufs neue die Wunder der Natur um mich herum.
Wie ein Kind staune ich heute noch über jeden schillernden Käfer, über gelbe Knospen, die sich mit einem leisen Knacken öffnen, über pastellfarbige Sonnenaufgänge und den wabernden Nebel, der über dem glatten Wasser aufsteigt, über sich liebende Regenwürmer und kämpfende Libellen, über mächtige Bäume und zarte Rispengräser. Ich wundere mich noch immer, wer eigentlich die perfekt runden Löcher im offenen Gartenboden macht, die aussehen wie kleine Maulwurfshügel und habe neulich erst erstaunt festgestellt, dass man hören kann, wie Schnecken an Blättern kauen.
Am allerliebsten habe ich jedoch Tiere. Es gibt ungezählte Fotos in meinen Alben, die mich mit Tieren zeigen: als Kleinkind von unten herauf Kühe anstaunend, für meinem Lieblingshuhn den Außenstall auf der Suche nach Würmern umgrabend, mit und für meinen Stallhasen den ersten, frischen Löwenzahn des Frühlings suchend. Während meiner Grundschulzeit war mein liebster Freund ein bissiger Kettenhund in einem Zwinger, zu dem ich mein Pausenbrot brachte, wobei ich mich dabei verbotenerweise auf ein Abrissgelände schlich.
Ich erinnere mich, wie mein besorgter Vater mich nach langer Suche völlig schockiert fand: am Boden dicht neben dem Hund im Zwinger kuschelnd sitzend, der als unrettbar bösartig galt. Ich erinnere mich an einen völlig verlausten Pekinesen, angekettet an einem Laternenpfahl, irgendwo auf Mallorca. Eine jugoslawische Ziege mit Schnupfen, der ich ein Erkältungsbonbon fütterte und ein staubiger, griechischer Esel, den ich mit meinem Kamm von seinem alten, juckenden Fell befreite.
Meine Mutter päppelte nackte Spatzen, verwaiste Stallhasen, kranke Igel und verletzte Amseln auf und fand abends -wenn ich vom Spielen draußen heimkam- in meinen Hosentaschen Häuschenschnecken, die ich treibend aus dem Hochwasser fischte, damit sie nicht ertranken. Noch heute rette ich Regenwürmer aus Pfützen und regennasse Hummeln bringe ich zur nächsten Blüte.
In diesem Frühjahr habe ich massenweise Maikäfer aufgesammelt – sie waren des Nachts zu einer Geschäftsbeleuchtung geflogen und dann wohl wegen der Hitze der Leuchtmittel herabgestürzt … leider lagen alle hilflos auf dem Rücken und eilende Passanten traten achtlos darauf.
Als Mutter von zwei kleinen Kindern kamen natürlich auch Tiere ins Haus: Meerschweinchen und Rennmäuse hatten bei uns ein möglichst naturnahes und artgerechte Leben. Und unsere vielgeliebten Hunde, der treue, quirlige und intelligente Jack und unser großer, stoffeliger und überaus verschmuster Chester.
Die Leidenschaft für Natur und Tiere brachte mich letztlich auch zur Schaf- und Ziegenhaltung: sie sind als Landschaftspfleger auf einer wunderschönen Streuobstwiese tätig und helfen so, Artenvielfalt zu bewahren.
Es gibt mir so viel Kraft und Ruhe, ihnen beim Fressen oder Ruhen zuzuschauen. An diesem -für mich- magischen Ort entdecke ich jeden Tag aufs Neue die kleinen und großen Wunder, die sich jedem offenbaren, der innehält und genau hinzuschauen vermag.
Seit einigen Jahren bricht sich meine Kreativität in neuen Wegen bahn – durch die Wolle meiner Schafe und Ziegen habe ich das Filzen und besonders das traditionelle Spinnereihandwerk für mich entdeckt.
Ich liebe die Haptik einer guten Wolle, die nicht den Mainstream, der schlappen Weichheit und faden Uniformität einer seelenlosen Industriewolle entspricht.
Ehrliche Wolle mit Stand, mit Griff, mit eigenem Charakter, mit dem leichten Geruch nach dem Schaf, welches es gegeben hat. Naturfarbene Fäden, die individuell und lebendig sind, abwechselnd dicker und dünner sein dürfen. Ganz persönliche Strickwaren, welchen man ansieht, dass sie aus handgemachter Wolle sind: einzigartig, besonders und wertvoll.